BerthelsDorf(er)leben e. V.

Ehemaliges Schloss
und Remontegut Berthelsdorf

Den schlichten, schnörkellosen Baukörper auf rechteckigem Grundriss ziert nichts als der klare Rhythmus der Fenster und der gequaderten Ecklisenen.

Das 1721/22 errichtete Schloss in Berthelsdorfgilt als Prototyp des Herrnhuter Barock – und war die Keimzelle der bis heute weltweit agierenden evangelischen Brüder-Unität.
Über dem Eingangsportal begrüßen Bibelworte die Eintretenden: „Hier übernachten wir als Gäste, drum ist dies Haus nicht schön und feste. So recht, wir haben noch ein Haus im Himmel, das sieht anders aus.“ Der junge, vom Hallenser Pietismus inspirierte Graf Zinzendorf scharte hier eine Gemeinschaft Gleichgesinnter um sich, lud sonntags die ganze Gemeinde zum Beten und Singen in sein Haus und gab evangelischen Christen, die aus Mähren und Böhmen vertrieben worden waren, im benachbarten Herrnhut Siedlungsland.

Die kleine Freikirche der Herrnhuter entfaltete eine weltweite Missionstätigkeit bis nach Alaska, Südamerika und Afrika. Im Schloss Zinzendorf tagte die Unitäts-Direktion von 1789 bis 1913. Später wurden hier Pferde fürs Militär gezüchtet, zu DDR-Zeiten zog das volkseigene Gut „Thomas Müntzer“ ein, das Schloss verfiel. 


Ein glaubensstarker Förderverein hat das Bauwerk mit engagierter Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz seit 2003 gerettet, um ein lebendiges Zentrum zur Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeine zu schaffen. 2012 konnten die letzten Schritte der Instandsetzung gefördert werden. 

Auch im barocken Gutsgarten soll es, nach historischen Quellen rekonstruiert, künftig wieder sprießen.



Schwenckfelder Haus

Eine besonders interessante Episode der Dorfgeschichte Berthelsdorfs begann im Jahre 1727, als Zinzendorf einen Teil der in Schlesien verfolgten Anhänger der Schwenkfelder Kirche, welche auf den schlesischen Reformator Kaspar Schwenckfeld zurückgeht, aufnahm. Sie bauten in Oberberthelsdorf von 1730 bis 1733 acht Häuser.

Wegen Ihrer Art der Glaubensausübung erging 1733 ein landesherrlicher Befehl, welcher die Schwenckfelder zum Verlassen des Landes aufforderte. Diesem Befehl folgten die meisten, verließen 1734 die Oberlausitz und siedelten sich später in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania an, wo noch heute 6 Gemeinden dieser Kirche existieren.

Das Doppelwohnhaus Obere Dorfstraße 10/12 ist heute das weltweit einzige Versammlungshaus der Schwenckfelder im Originalzustand. Es ist als „Schwenckfelder Kirche“ bzw. ehemaliger „Betsaal der Schwenckfelder“ bekannt. 

2004 gründete sich ein Verein „Schwenckfeldhaus Berthelsdorf“ mit dem Ziel, dem Betsaal ein würdevolles Aussehen zu geben. Der Verein schloss 2007 einen Erbbaupachtvertrag, um das Gebäude zu erhalten. Bis 2011 erfolgte eine durch Spenden amerikanischer Schwenckfelder und Fördermittel des Freistaates Sachsen finanzierte Notsicherung. 

Nach 10-jährigen Bemühungen fand am 25. Oktober 2018 ein kleiner feierlicher Akt statt, der den Abschluss der Sanierung und die Eröffnung des Hauses symbolisierte. Das Gebäude soll zukünftig für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden.



Kirche zu Berthelsdorf

1346 wird die Kirche zu Berthelsdorf urkundlich als zum Sprengel des Erzpriesters zu Löbau gehörend erwähnt. Geweiht war die Kirche St. Jacob, wie man bis zum Einschmelzen aus der Umschrift der ältesten Glocke von 1511 ersehen konnte.

Bis 1724 dürfte die Kirche nur die Hälfte ihrer jetzigen Größe gehabt haben, um diese Zeit aber machte sich durch die Gründung Herrnhuts eine Vergrößerung dringend nötig. Im Auftrag von Zinzendorf begann 1724 die Neugestaltung der Kirche.
Dabei wurde die Kirche deutlich vergrößert, wurden neue Fenster durchgebrochen, die herrschaftliche Loge und unter dieser eine neue Sakristei errichtet.

Die herrschaftliche Gruft, die sich an der Ostseite der Kirche befand, wurde in Folge dieses Baues abgetragen. Auch das Innere der Kirche wurde wesentlich verändert, Altar und Kanzel wurden in den angebauten Teil versetzt und ein neuer Orgelchor erbaut. In diesen wurde eine neue Orgel eingebaut, welche 1831 noch einmal verändert wurde.
Die Bilder an den Emporen mit Darstellungen aus der biblischen Geschichte sind 1771 mit einem lichtgelben Anstrich überdeckt worden, 1839 erhielt das Innere der Kirche einen weißen Anstrich. 1826 wurde der bis dahin aus Holz gebaute Teil der herrschaftlichen Loge massiv aufgeführt. Dabei entdeckte man eine steinerne Tafel mit der Jahreszahl 1583, Rudolfs von Gersdorfs Namen und dem Gersdorfschen Wappen.

1890 erhielt die Kirche ihre jetzige Orgel von der Fa. Schuster aus Zittau. Im Jahre 1956 wurde das Innere der Kirche renoviert, 1991 das elektrische Geläut und die elektronische Kirchturmuhr eingebaut.

Von 2002 bis 2003 erfolgte die komplette Außensanierung der Kirche. Der Turmknopf wurde neu vergoldet, Turm und Dach neu gedeckt und das Kirchenschiff verputzt und gestrichen.